Barcelona
Barcelona – da wollten wir immer schon mal hin.
Nachdem die lieben Kollegen beinahe inflationär diese Stadt als Kurzurlaubsziel aussuchten stand unser Entschluss fest: Unser nächster Städtetrip geht nach…Barcelona! Und weil beide Kids mitfahren wollten war auch schnell klar, dass wir in den Ferien fahren werden. Also: Termin gecheckt, Hotel gesucht, Flug gebucht – und schon wenige Wochen später ging es los.
Wir: Das sind auf dieser Reise Dagmar, Bernd, Jonas und Elena (Jahrgänge 1967, 1965, 1997 und 2001 – in dieser Reihenfolge ) und das ist unsere erste gemeinsame Städtetour zu viert. Im Vorfeld haben wir zusammen überlegt, was wir uns in Barcelona alles so angucken wollen, damit jeder was von den paar Tagen hat.
1.Tag: 11. Oktober 2016
Quasi mitten in der Nacht klingelt der Wecker; das vorbestellte Taxi steht pünktlich vor der Tür und bringt uns zum nahegelegenen Düsseldorfer Flughafen. Unser Flug mit AirBerlin startet verspätet – ein Nebelfeld hat sich über die Startbahn gelegt und man sieht plötzlich die Hand vor den Augen nicht mehr. Im Flieger sitzend warten wir auf die Freigabe und um sieben Uhr heben wir endlich ab und starten in Richtung Spanien.
Um neun Uhr steigen wir aus unserem Flugzeug und in den Bus Richtung Innenstadt. Vorher kaufen wir am Flughafen vier HolaBCN!-Tickets für vier Tage, um jederzeit mit dem öffentlichen Nahverkehr mobil sein zu können. Außer der Metro sind außerdem auch der Flughafenbus sowie die Standseilbahn („Funicular“) zum Hausberg „Montjuic“ in diesen Tickets inbegriffen. Zügig geht es in Richtung Innenstadt und wir bekommen einen ersten Eindruck – neu neben alt, großstädtisch neben altmodisch verspielt: die Mischung macht hier den Charme aus.
In unserem einfachen aber sauberen „Hostel Fernando“ (Carrer de Férran) in der Altstadt unmittelbar in der Nähe der weltbekannten Rambla checken wir ein und können unsere Koffer in einem Gepäckfach deponieren. Es ist elf Uhr und unsere Kurzwoche in Barcelona kann beginnen. Als erstes holen wir uns in einer kleinen Bäckerei eine Kleinigkeit zum Essen, das „Frühstück“ ist ja schon was länger her . Dann bummeln wir ganz entspannt bei leicht bewölktem Himmel und angenehmen 20°C über die Rambla in Richtung Strand – den wollen die Kids natürlich sofort sehen. Zum Baden ist es zu kalt (es weht ein ordentlicher Wind), aber ganz entspannt lassen wir alles auf uns wirken und flanieren am Wasser entlang. Plötzlich und ohne Vorwarnung fragt Junior an ob es richtig wäre, dass hier in Barcelona doch ein Picasso-Museum wäre und ob wir da nicht gemeinsam hingehen könnten… Kunst und Kultur auf Vorschlag der Kids? Wir sind uns alle vier schnell einig und gemütlich schlendern wir durch verwinkelte Gassen in Richtung Museum. Die Schlange am Eingang hält sich in Grenzen und nach einer halben Stunde Wartezeit sind wir schon drin. Mit Audioguides im Ohr (die Kinder haben die Juniorversion, wir Erwachsenen die ausführlichere Version ) geht es durch die Ausstellung, jeder im eigenen Tempo. Fast zwei Stunden halten wir uns dort auf und sind uns alle einig: Picasso war ein ganz Großer mit viel Talent und gerade von den Frühwerken waren wir sehr angetan, aber seine späteren Werke haben uns alle nicht angesprochen und waren uns zu abstrakt.
Nach einer kleinen Pause im Hotel suchen wir uns zum Abschluss dieses langen Tages noch eine kleine Bar um die Ecke und essen dort zu Abend. Fazit des ersten Tages: Barcelona hat für jeden was und bis jetzt ist noch keiner zu kurz gekommen .
2.Tag: 12. Oktober 2016
Nach einem reichhaltigen Frühstück im Hotel sieht der Plan für heute folgendermaßen aus: Vormittags zur Markthalle „La Boqueria“, nachmittags zur berühmten „Sagrada Familia“ (die Tickets mit Führung haben wir vorab im Internet reserviert, ein Tipp von anderen Barcelona-Fahrern, den man unbedingt befolgen sollte). Doch meistens kommt es anders als man denkt bzw. plant. Als wir das Hotel verlassen fällt uns die eigenartige Stimmung auf der Rambla auf und wir sehen, dass die Geschäfte geschlossen sind. Hmm, haben wir irgendetwas bei der Planung übersehen? Auch die Markthalle ist geschlossen und auf Nachfrage erfahren wir, dass heute spanischer Nationalfeiertag „Dia de la Hispanidad“ anlässlich der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus am 12.10.1492 ist. Ok, die Markthalle muss also warten und wir schlendern die Rambla entlang in Richtung „Placa Catalunya“, einem zentralen Platz am anderen Ende der Rambla. Dort ist es richtig voll, gefühlt alle Einwohner Barcelonas strömen auf den Platz um dort den Nationalfeiertag zu begehen. Uns wird es hier zu trubelig und weil das Wetter hält entschließen wir uns oberirdisch und zu Fuß in Richtung „Sagrada Familia“ zu bummeln. Doch auch dieser Plan geht nicht auf, da plötzlich eine Art Demonstration die komplette Straße füllt, deren Teilnehmer es in Richtung „Placa Catalunya“ zieht. Alle schwenken spanische Fahnen und singen und tanzen und im weiteren Verlauf wirkt das Ganze auf uns wie ein Karnevalsumzug – nur ohne Kamelle. Wir bleiben mit den anderen Schaulustigen immer wieder stehen und machen Fotos und klatschen und lassen uns von der ausgelassenen Stimmung anstecken .
Plötzlich wird die Zeit knapp und wir nehmen die Metro und fahren dann doch bis zur Sagrada Familia. Hier angekommen essen wir eine Kleinigkeit und gehen zum Treffpunkt für die Führung. Die Führerin ist offensichtlich Spanierin, die aber sehr gut deutsch spricht. Jeder bekommt eine Art Walkman mit Kopfhörern, sodass wir die Dame auch in größerer Entfernung immer gut verstehen können. Nach einer kurzen Einführung draußen vor der Kirche gehen wir hinein – keinen Moment zu früh, denn ab jetzt regnet es ununterbrochen bis in den Abend hinein und wir sind froh innen zu sein. Das Licht in der Sagrada Familia ist umwerfend, wir sind alle total begeistert und fragen uns, wie hell und strahlend es erst sein muss wenn draußen die Sonne scheint. Wir erfahren viel Wissenswertes und anschaulich erklärt uns die Führerin die tolle Architektur.
Als wir nach der Führung mit der Metro zurück zum Hotel fahren sehen wir ein Plakat vom Barcelona Aquarium, dem laut Werbung weltweit größten Aquarium. Die Kinder möchten gerne dorthin und spontan entscheiden wir, dass bei diesem Wetter eine weitere Aktivität in geschlossenen Räumlichkeiten absolut Sinn macht. Naja, diese Idee hatten allerdings nicht nur wir: zahlreiche Touristen sowie die Einheimischen, die wegen des Feiertags frei haben bevölkern mit Kind und Kegel das im Hafen gelegene Aquarium. Der Preis ist ziemlich happig und hätte sich an einem anderen Tag sicherlich gelohnt – doch heute ist es einfach zu voll und laut und man hat wenig Gelegenheit die Fische und sonstigen Meeresbewohner auf sich wirken zu lassen. Nach zwei Stunden geben wir auf und werden auf dem Heimweg nochmal patschnass . Wir machen im Hotel eine kleine Siesta, bevor wir uns für das Abendessen eine Tapasbar suchen. Diese ist zwangsläufig wieder in direkter Nähe zum Hotel, denn keiner hat Lust bei dem Regen suchend durch die Straßen zu laufen. Die Kids sind erst ziemlich skeptisch, am Ende des Essens aber total begeistert von den vielen verschiedenen Spezialitäten, die hier angeboten werden. Ein Blick zum Himmel macht uns etwas Sorgen, wir haben für den nächsten Tag eine Stadtführung mit dem Fahrrad gebucht – ob die stattfindet?
3.Tag: 13. Oktober 2016
Ein Blick aus dem Fenster und wir sind erleichtert: der Himmel zeigt wieder blaue Lücken zwischen nicht allzu dunklen Wolken. Nach dem Frühstück gehen wir zu Fuß zum Treffpunkt, der nur wenige Straßen entfernt ist. Die Stadt erwacht gerade erst zum Leben und die zahlreichen Ladenbesitzer öffnen gerade ihre Geschäfte. Am Treffpunkt eine angenehme Überraschung: Wir sind eine kleine Gruppe, nur noch ein weiteres Ehepaar mit Tochter, die Führerin und ihre Assistentin, die angelernt wird – mit sieben Personen entdecken wir auf guten Fahrrädern während einer ca. dreistündigen Tour Barcelona. Auch diese Art der Stadtführung war uns von Kollegen empfohlen worden. Der Vorteil: der Radius ist deutlich größer als zu Fuß und man sieht viel mehr als wenn man nur unterirdisch mit der Metro unterwegs ist. Neben den aus dem Reiseführer bekannten Highlights lernen wir auch Plätze und Gebäude abseits der Touristenrouten kennen und sind von der gesamten Tour sehr begeistert . Was uns auffällt: Barcelona ist – obwohl Großstadt – eine Fahrradfahrerstadt; so viele Radler und so viele Fahrradwege bzw. abgetrennte Bereiche für Radler hätten wir hier nicht erwartet.
Für den Nachmittag haben wir einen Besuch im „Parc Güell“ geplant. Die Tickets haben wir am Tag vorher spontan im Internet gebucht, da die Kids gerne dorthin wollten.
Bevor wir mit der Metro dorthin fahren bummeln wir zu dritt durch die am Tag vorher geschlossene Markthalle – unser Sohn braucht seinen Schönheitsschlaf und trifft uns später an der Metrostation . Das vielfältige Angebot an den Marktständen und die bunten Farben und intensiven Gerüche sind wirklich beeindruckend. Die Kamera wegzuräumen lohnt nicht – jedes Motiv ist einzigartig und lohnenswert. An der Metrostation sind wir wieder komplett und fahren los. Der anschließende Fußweg dorthin ist noch einigermaßen trocken, aber am Eingang fängt es prompt an zu regnen. Grau in grau präsentiert sich Barcelona von hier oben und auch der Park will nicht so richtig auf uns wirken. Die Wege sind voller Pfützen, die eigentlich farbenfrohen Mosaike wirken matt und unscheinbar – schade, dieser Park lohnt sich sicherlich, aber definitiv nur bei Sonnenschein.
Als wir auf dem Rückweg wieder patschnass werden und die Stimmung ziemlich getrübt ist fällen wir folgende Entscheidung: die beiden Frauen gehen direkt ins Hotel und machen es sich gemütlich, die Männer (sowieso schon nass) suchen in Ruhe ein Restaurant für den Abend und kommen dann ins Hotel. Nach einer kleinen Siesta machen wir uns ausgehfertig und sind gespannt was die Männer für uns alle Schönes ausgesucht haben. Und siehe da: fünf Minuten vom Hotel entfernt auf dem „Placa Reial“ sitzen wir in einem ausgezeichneten Fischrestaurant und genießen den letzten Abend . Gemeinsam lassen wir die Tage Revue passieren und überlegen, wie wir den morgigen Tag bis zur Abreise am frühen Nachmittag noch sinnvoll füllen können. Da sich das Wetter bessern soll möchten die Kinder gerne auf den „Montjuic“, den Hausberg Barcelonas, und so fällt die Entscheidung schnell.
4.Tag: 14. Oktober 2016
Wieder deponieren wir die Koffer im Gepäckfach des Hotels und so können wir ganz entspannt nach dem Frühstück die Standseilbahn „Funicular“ nehmen und danach noch weiter mit der Gondel (extra bezahlen!) auf die Spitze des „Montjuic“ fahren. Von hier aus haben wir eine tolle Aussicht auf die Stadt und das Umland – das Wetter meint es zum Abschluss gut mit uns und die Sonne strahlt vom beinahe wolkenlosen Himmel. Im Hafen sehen wir zwei mittelgroße Kreuzfahrtschiffe und sind froh, dass es nicht mehr und auch keine noch größeren sind … .
Zu Fuß wandern wir zurück nach unten in die Stadt und bummeln auf der Rambla entlang in Richtung „Placa Catalunya“ und erleben dort eine gänzlich andere Atmosphäre als noch zwei Tage vorher. Wir lassen uns von der trubeligen aber trotzdem sehr entspannten mediterranen Stimmung anstecken, essen noch eine Kleinigkeit in einem nahegelegenen Café und setzen uns zum Abschluss auf den Platz in die Sonne und genießen die letzte Stunde mit herrlichem Nichtstun und „Leutebeobachten“ .
Ohne Probleme geht es mit Gepäck zur Busstation und eine dreiviertel Stunde später sind wir schon am Flughafen. Unser Flieger geht pünktlich und abends gegen dreiundzwanzig Uhr ist unsere Städtetour mit der ganzen Familie leider vorbei.
Fazit:
Barcelona ist eine tolle Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten, die man sich anschauen kann – aber nicht unbedingt muss (je nach Wetterlage). Das HolaBCN!-Ticket lohnt sich auf jeden Fall, wenn man unabhängig und spontan die Stadt entdecken möchte. Ansonsten muss man vorher kurz überschlagen, ob Einzeltickets in der Summe günstiger sind. Für uns hat es auf jeden Fall gepasst. Gewohnt haben wir in einem günstigen Hostel in zwei Doppelzimmern mit Frühstück; für uns muss die Unterkunft bei einer Städtereise günstig, zentral gelegen und sauber sein – jedes dieser Kriterien wurde erfüllt. Obwohl natürlich die Erwartungen aufgrund des Alters unterschiedlich waren ist jeder auf seine (ihre) Kosten gekommen; sogar Zeit zum Shoppen war zwischendurch . Barcelona im Herbst war wie der Niederrhein im April – das Wetter änderte sich im Laufe des Tages mehrfach und gegen Abend wurde es meistens ziemlich nass. Glücklicherweise lagen unsere geplanten Aktionen (bis auf den „Parc Güell“) immer passend. Und bis auf eine dünne Jacke (wenn überhaupt) brauchten wir auch nichts an wärmender Bekleidung. Barcelona – hier waren wir sehr gerne!